IMG_0402Auch bei einem Kurzaufenthalt in Innsbruck sollte man sich nicht die am Rande der Altstadt gelegene – von außen eher unscheinbare – Innsbrucker Hofkirche entgehen lassen. Unweit der Innsbrucker Hofburg beherbergt sie eines der bedeutendsten Renaissancekunstwerke des Alpenraums – das Grabdenkmal Maximilians I. Das Grab ist mit 24 Reliefs aus Carrara-Marmor, die Ereignisse aus seinem Leben darstellen sollen, verziert. Auf dem Grab kniet demütig die Bronzestatue des Herrschers. Doch die eigentlichen Berühmtheiten der Kirche sind die 28 überlebensgroßen Bronzefiguren, die sich gleich stummen Wächtern um das Grabmal gruppieren.

Am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit herrschte Maximilian (1459-1519) in einer Zeit großer politischer Umbrüche in Europa.  Seine Besitzungen reichten durch die Heirat mit Maria von Burgund von den Niederlanden bis nach Wien. In seiner Doppelrolle als Herrscher über die habsburgischen Erblande und als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wurde eine hohe Reisetätigkeit zur Grundvoraussetzung einer erfolgreichen Regentschaft. Der Kaiser, der aufgrund seines aufwändigen Lebensstils permanente Schulden hatte, hielt sich zuweilen häufiger bei seinen Geldgebern, den Fuggern in Augsburg, als in seiner Lieblingsstadt Wiener Neustadt, auf. Seine Reisen nach Italien oder ins Hl. Römische Reich führten ihn auch immer wieder nach Innsbruck. So gehen einige Erweiterungen der Innsbrucker Hofburg aber auch das Goldene Dachl auf seine Regentschaft zurück.

Von Gottfried von Bouillon bis Herzog Leopold III.Maximilian verfolgte für die damalige Zeit eher altmodische Ideale. Obwohl die Kaiserwürde des Heiligen Römischen Reiches viel von ihrer Bedeutung eingebüßt hatte und nur mehr wenig reale Macht mit ihr verknüpft war, war sie für Maximilian noch von zentraler Bedeutung und er versuchte als Herrscher der Christenheit in die Fußstapfen der bedeutenden Kaiser des Früh- und Hochmittelalters zu treten. In dieses Konzept fügt sich auch seine Bewunderung des burgundischen Idealbildes des mittelalterlichen Ritters (Orden vom Goldenen Vlies) ein. Seine tatsächliche Regentschaft entspricht aber bereits eher dem Bild des modernen Renaissanceherrschers. Durch strategische besonders kluge Heiraten konnten er und seine Kinder die habsburgische Macht (Burgund, Görz, Ungarn, Böhmen, Spanien…) immens erweitern. Zu diesem Zwecke nutzte er bewusst die durch den Buchdruck neu verfügbaren Medien (Bücher, Flugblätter…), um sein Selbstbildnis des edlen Ritters in Europa gezielt zu kommunizieren. So war für den so oft als „letzten Ritter“ bezeichneten Maximilian die Förderung von Kunst und Architektur nicht nur ein Akt der Großzügigkeit, sondern diente in erster Linie auch dazu, ihn als Vertreter jeglicher ritterlicher Ideale zu präsentieren und dieses Bild auch für die Nachwelt zu erhalten, denn:

„wer ime im leben kain gedachtnus macht, der hat nach  seinem tod kain gedächtnus und desselben menschen  wird mit dem glockendon vergessen.“

 (Musper, Maximilian, S. 225)

Bereits zu Lebzeiten gab Maximilian daher die Planung eines Grabmonumentes mit 40 lebensgroßen Bronzestatuen in Auftrag. Die sogenannten „Schwarzmander“ sollten nicht nur den optischen Rahmen für das Grabmal darstellen, sie zeugen auch vom für die damalige Zeit typischen Versuch der herrschaftlichen Legitimation, denn die Ahnenreihe umfasst nicht nur tatsächliche Vorfahren des Habsburgers sondern auch ideelle Ahnen wie Artus, Karl den Großen oder Theoderich. An Entwurf und Herstellung der Schwarzmander waren Künstler wie Albrecht Dürer, Peter Vischer der Älterer, Georg Löffler u.a. beteiligt.

IMG_0400Zur Fertigstellung aller 40 Statuen und zur Errichtung des Grabmals kam es aber aufgrund des permanenten Geldmangels Maximilians nicht mehr. Von den in Auftrag gegebenen Statuen waren zum Zeitpunkt seines Todes gerade einmal 11 Stück fertiggestellt worden. Auf seinem Sterbebett legte der Kaiser schließlich fest, dass seine letzte Ruhestätte in der St. Georgs Kapelle in der Wiener Neustädter Burg sein solle. Da die massiven Statuen für diesen Standort zu schwer waren, wurde als deren neuer Aufstellungsort die Hofkirche in Innsbruck festgelegt, welche erst lange nach Maximilians Tod unter seinem Enkel Erzherzog Ferdinand II. fertigstellt wurde. Eine spätere geplante Überführung des Leichnams nach Innsbruck wurde aus Kostengründen nie durchgeführt und daher bewachen die Schwarzen Männer schlussendlich einen Kenotaphen – ein leeres Grab.

 Literatur:

  • Fedja Anzelewsky, Entwürfe Hans Burgkmairs für das Innsbrucker Grabmal Kaiser Maximilians, in Jahrbuch der Berliner Museen 1969, S. 59-62.
  • Erich Egg, Das Grabmal Kaiser Maximilians I. – Hofkirche in Innsbruck (Broschüre 1993).
  • Monika Frenzel, Der Kenotaph Kaiser Maximilians I. in der Hofkirche zu Innsbruck, Innsbruck 2003.
  • Alexandra Gerrer, Selbstinszenierung der Habsburger – Ahnengalerie – Familiengalerie – Stammbaum: Hans Burgkmair, Holzschnittwerk der habsburgischen Genealogie von Hektor bis Friedrich III. und Grabmal von Kaiser Maximilian I. in Innsbruck, Seminararbeit, Universität Wien 2009/2010. Link zum Download
  • Klaus Hanke, Dokumentation des Grabmals Kaiser Maximilian I. in der Innsbrucker Hofkirche, Projektbericht 2003. Link zum Download
  • Heinrich Theodor Musper, Kaiser Maximilians I. Weisskunig, Band 1, Stuttgart 1956.
  • Vinzenz Oberhammer, Die Bronzestandbilder des
    Maximiliangrabmales in der Hofkirche zu Innsbruck, Innsbruck 1935.
  • Elisabeth Scheicher, Kaiser Maximilian plant sein Grabmal, in: Jahrbuch des kunsthistorischen Museums Wien, Wien 1999, S. 81-117.

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