(Kon)stan(tinou)pol(is) oder…
Istanbul was Constantinople
Now it’s Istanbul, not Constantinople
Been a long time gone, Constantinople
Now it’s Turkish delight on a moonlit night
…
So take me back to Constantinople
No, you can’t go back to Constantinople
Been a long time gone, Constantinople
Why did Constantinople get the works?
That’s nobody’s business but the Turks
(Text: Jimmy Kennedy, Musik: Nat Simon, The Four Lads)
Lygos, Byzanz, Nova Roma, Konstantinopel, Kostantiniyye, Istanbul, Kostantina, Islambol, Stamboul, Dersaadet… unzählige Namen trug der Platz am Bosporus mit seiner jahrtausendealten Siedlungsgeschichte. Die meisten dieser Namen heben die Größe und Bedeutung des Ortes hervor. Von der Stadt Konstantins (Konstantinopel) bis zu Nova Roma oder Stadt des Imperators (wie im slowenischen, kroatischen/serbischen Carigrad) reichen die Bezeichnungen für die Stadt der 1000 Namen. Konstantinopel bzw. Istanbul wurde zum Sinnbild, zum Prototypen für „Stadt“ schlechthin – egal ob im Byzantinischen Reich, später im Osmanischen Reich oder in anderen Teilen der Welt.
Eine weitere populäre Interpretation ist, dass es sich bei Istanbul nur um eine Vereinfachung des langen Wortes (Kon)st(ant)in(ou)pol(is) bzw. (Kon)stan(tinou)pol(is) handelt. Manche Historiker leiten den Begriff auch von Islambol („Vom Islam erfüllt“) ab, doch scheint diese Variante erst im 17. bzw. 18. Jahrhundert häufiger in Quellen auf und dürfte im Volksmund wenig gebräuchlich gewesen sein (Rahn, Patriarchat, 31; Kreiser, Geschichte Istanbuls, 14f). Interessant ist in diesem Zusammenhang der Reisebericht des Bayern Johannes Schiltberger. Schiltberger war als Teilnehmer des Nikropolis-Kreuzzug nach der Niederlage der Kreuzfahrer in osmanische Gefangenschaft geraten. Bereits Anfang des 15. Jahrhundert, noch vor der Eroberung der Stadt durch die Osmanen, berichtet er von der Verwendung oben genannter „Kurzformen“ für die Stadt:
„Constantinoppel ist gar eine schöne grosse stat und wol gepuwen, und ist wol zehen wälsche mil umb fangen in der rinckmur, und hat fünffzehen hundert turren darinn. Und die Stat ist dryecket, und das mer hat die zwen teil umb fangen. Constantinoppel heist die kriechen istimboli. Aber die türcken heissents stampol.“
(Schiltberger, Reisen, 137)
…kein Kaffee in Istanbul
Ein weiteres Kuriosum, mit dem so mancher Reisender konfrontiert wird, sobald er durch die wunderschöne Altstadt von Istanbul spaziert, sind die zahlreichen kleinen Teelokale bzw. fliegenden Teehändler, die einem an jeder Straßenecke begegnen. Von mahagonibraun bis rot reicht die Farbe des kräftigen aber selten bitteren Tees, der in wunderschönen kleinen Gläsern serviert wird. Wie in einer Zeremonie wird der Tee langsam, mit Bedacht und viel Genuss praktisch zu jeder Tageszeit mit oder ohne Zucker – aber niemals mit Milch – getrunken.
Sogar nach Wien sollen die Türken den Kaffee gebracht haben. Der Legende nach hat während der Türkenbelagerung Wiens von 1683 ein gewisser Georg Franz Kolschitzky aus von den Türken erbeuteten Kaffeebohnen den Wienern den ersten Kaffee gebrüht. In Wahrheit dürfte der Kaffee allerdings vom armenischen Spion Johannes Deodato nach Wien gebracht worden sein, der hier 1685 das erste Kaffeehaus eröffnete (Sagen, Wien, 288; UNESCO, Immaterielles Erbe). Doch war zu dieser Zeit auch Armenien Teil des Osmanischen Reiches und so stellt sich die Frage: Wann verschwand der berühmte türkische Kaffee eigentlich aus den Straßen Istanbuls?
Mittlerweile ist der Çay [tschai] zum Nationalgetränk der Türken geworden. Der Siegeszug des Tees scheint unaufhaltsam zu sein und so liegt das Land beim jährlichen Pro-Kopf-Tee-Verbrauch nur mehr knapp hinter Großbritannien.
Literatur:
- Encyclopedia of the Ottoman Empire, ed. Gabor Agoston , Bruce Masters, New York 2008. Zitiert nach: https://books.google.at
- Klaus Kreiser, Geschichte Istanbuls. Von der Antike bis zur Gegenwart, München 2010.
- Berit Mrugalska, Wolfgang Morscher, Die schönsten Sagen aus Wien, Innsbruck-Wien 2010.
- Rainer Pöschl: Istanbul : Reisen mit Insider-Tips, Marco Polo Reiseführer, Ostfildern 1998.
- Markus Rahn, Die Entstehung des armenischen Patriarchats von Konstantinopel, Hamburg 2002. In: Studien zur Orientalischen Kirchengeschichte, Bd. 20).
- Johannes Schiltberger, Reisen des Johannes Schiltberger aus München in Europa, Asia und Afrika von 1394-1427, ed. Karl Friedrich Neumann, München 1859. Zitiert nach: http://books.google.at
- Stanford and Ezel Shaw (1977): History of the Ottoman Empire and Modern Turkey. Cambridge: Cambridge University Press. Vol II, p. 386; Robinson (1965), The First Turkish Republic.
Webpages:
- Istanbul – Entwicklung des Namens, Wikipedia, http://de.wikipedia.org
- Geschichte des türkischen Tees, History of Çaykur, http://www.caykur.gov.tr
- Rize-Tee, Wikipedia, http://de.wikipedia.org
- Türkische Teekultur, http://www.tee-kompendium.de
- Türkischer Kaffee – schwarz wie die Hölle, süß wie die Liebe, http://www.enjoyliving.at
- Wie die Türken zu Teetrinkern wurden, Deutsch Türkisches Journal, http://dtj-online.de/
- Wiener Kaffeehauskultur, Immaterielles Kulturerbe in Österreich, Österreichische UNESCO-Kommission: http://immaterielleskulturerbe.unesco.at
Interpretationen von Istanbul (Not Constantinople):